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V. Foreign Higher Education and Education Systems, International Relations, Bilateral Relations
C. Books
Author SPIESS, Clemens
Title Tradition und Aufbruch : die deutsch-indischen Kulturbeziehungen; Bestandsaufnahme und Empfehlungen / von Clemens Spiess
Publisher Stuttgart : ifa, 2009
Collation 152 S.
Publication year 2009
Series (ifa-dokumente ; 2009, 2)
Inventory number 76047
Keywords Ausland : Indien : Hochschulwesen allgemein ; Ausland : Indien : Auslandsbeziehungen ; Ausland : Indien : allgemein ; Kulturabkommen, Kulturpolitik : allgemein
Abstract Dass sich Indien im Aufbruch befindet, ist inzwischen zum Allgemeinwissen geworden."Ein Milliardenvolk auf dem Sprung" oder "Indien ? die neue Supermacht" lauten gängige Überschriften von Grundsatzartikeln in Zeitschriften von "Time Magazine" bis "Foreign Affairs". Innerhalb von nur 15 Jahren hat sich der Subkontinent vom unterentwickelten Agrarland zu einem internationalen Zentrum für Dienstleistungen entwickelt. Ob Informationstechnologie oder Pharmaindustrie ? im Eiltempo, aber ohne großes Aufsehen hat Indien hier Weltklasseformat erreicht. Doch nach wie vor ist Indien das Land der extremen Kontraste. Die Hälfte der Bevölkerung lebt in ärmsten Verhältnissen, jeder dritte Inder kann weder lesen noch schreiben. Die Kehrseite des Mythos Indien besteht weiter. Und trotzdem: Auch wenn der Aufstieg Indiens im Zuge der weltweiten Finanz- undWirtschaftskrise ein wenig von seinem Glanz verloren hat, zieht das Land dennoch weiterhin die Menschen magisch an. Wie die vorliegende Studie zeigt, gilt die Anziehungskraft Indiens auch in Deutschland.So ist das "Bollywood-Fieber", das die Welt schon seit einiger Zeit erfasst hat, längst auch hier angekommen und von den populären indischen Filmproduktionen sogar zum Teil auch auf den Kunst- und Dokumentarfilm übergesprungen. Autoren wie Salman Rushdie, Arundhati Roy und Amitav Ghosh sind inzwischen einem breiteren Publikum bekannt. Die Frankfurter Buchmesse 2006 mit Indien als Ehrengast hat das Interesse an indischer Literatur weiter vertieft, wenngleich die regionalsprachliche Literatur noch zu kurz kommt. Von den 200 Sprachen und 5.000 Dialekten Indiens werden nur die 24 offiziellen Sprachen der Bundesländer gedruckt. Alles andere wird mündlich weitergegeben und ist teilweise vom Aussterben bedroht. Dennoch ist es als Zeichen gewachsenen kulturellen Selbstbewusstseins zu werten, dass in den vergangenen 20 Jahren die indischen Sprachen die beherrschende Stellung des Englischen auf dem Subkontinent zurückgedrängt haben. Die Studie zeigt aber auch, dass es in den deutsch-indischen Kulturbeziehungen durchaus noch Nachholbedarf gibt. So ist zum Beispiel der Schüleraustausch zwischen Deutschland und Indien noch unterentwickelt. Wenn man bedenkt, dass das Durchschnittsalter in Indien unter 25 Jahren liegt und dieses gerade auch im Verhältnis zu China, das mit den Folgen der Ein-Kind-Politik zu kämpfen hat, ein großer Trumpf des Landes ist, ergeben sich hier interessante Perspektiven. Darüber hinaus deckt die Studie auf, dass die deutschindischen Kulturbeziehungen in vielerlei Hinsicht von Asymmetrien geprägt sind. Währendetwa die indische Musik ? wie auch der indische Film ? von der klassischen Musik bis hinzum Hindi-Pop in Deutschland auch ohne großes Zutun von Mittlerorganisationen etabliert ist, hat es Musik aus Deutschland sehr schwer, in Indien Fuß zu fassen. Die deutschen Mittlerorganisationen weisen natürlich auch auf ein strukturelles Ungleichgewicht hin, weil es ihnen aufgrund der begrenzten finanziellen und infrastrukturellen Möglichkeiten des indischen Kulturbetriebs nach wie vor an Partnern fehlt. Der Autor Clemens Spiess macht deutlich, dass die Rahmenbedingungen für eine Intensivierung der deutsch-indischen Kulturbeziehungen nun so gut sind wie nie zuvor. Einerseits hat sich Indien infolge seines wirtschaftlichen Aufstiegs der Welt "geöffnet", und andererseits hat Deutschland ? nach einer jahrzehntelangen politisch bedingten Vernachlässigung des Subkontinents ? sein Interesse an Indien neu entdeckt. Dazu kommt, dass die kulturellen Beziehungen zwischen Deutschland und Indien, die mit einem bemerkenswerten Interesse der deutschen Klassik und Romantik des 19. Jahrhunderts an der Sprache und Kultur des alten Indiens begannen, auf eine reichhaltige Tradition zurückblicken können. Vor diesem Hintergrund wünsche ich der Studie eine möglichst große Resonanz, damitsie dazu beiträgt, die Strukturen der deutsch-indischen Kulturbeziehungen auch für die Zukunft richtig aufzustellen. Ich danke Clemens Spiess für seine intensive Recherchearbeit und kenntnisreiche Darstellung. Der Robert Bosch Stiftung, die diese Studie in Auftrag gegeben und finanziert hat, danke ich für ihr Vertrauen. (HRK / Abstract übernommen)
Signature W 02-160 SPIE