Beratung im Student Life Cycle durch die Hochschulen


Entschließung der 32. Mitgliederversammlung vom 16.11.2021

I.    Beratung im Student Life Cycle durch die Hochschulen
a.    Ein eigenes, qualitativ hochwertiges Beratungsangebot für den gesamten Student Life Cycle ist ein profilbilden-des Element für jede Hochschule.
b.    Beratungsangebote jeder Hochschule sind in ihr internes Qualitätsmanagement integriert und an eigenen Qualitätsstandards ausgerichtet.
c.    Hochschuleigene Beratung und Veranstaltungsangebote sind durchgehend an den individuellen Interessen der Ratsuchenden ausgerichtet. Dies garantiert die Berücksichtigung der gesamten Fächervielfalt einer Hochschule und garantiert damit auch diese Fächervielfalt.
d.    Externe Anbieter vergleichbarer Beratungsleistungen müssen die gleiche Unabhängigkeit, hochschuladäquate Kenntnisse und den Fokus auf die Interessen der Studierenden nachweisen. Ob und unter welchen Bedingungen externe Anbieter einbezogen werden, liegt im Ermessen der jeweiligen Hochschule. Dazu sollten die Hochschulen Kriterien definieren, diese vertraglich mit den externen Partnern vereinbaren und ggf. überprüfen.

II.    Beratung an Hochschulen
Der Student Life Cycle beginnt mit der Information und Beratung von Studieninteressierten, der Gewinnung, Auswahl und Zulassung der Studierenden, führt über die einzelnen Studienabschnitte und endet mit den Alumni und deren Einstieg ins Berufsleben. Als auf Forschung und Lehre ausgerichtete Einrichtungen sind die Hochschulen bei der Begleitung und Beratung in den einzelnen Abschnitten den Interessen der Studieninteressierten, Studierenden, Forschenden und Lehrenden verpflichtet.

Die deutschen Hochschulen haben in über 20 Jahren viel in den Aufbau und die beständige Weiterentwicklung eines umfangreichen Beratungsangebots mit Zentralen Studienberatungen, Fachstudienberatungen, Career Services, Alumni-Organisationen und hochschulspezifischen weiteren Einrichtungen investiert, um den Zielgruppen Studieninteressierte, Studierende und Absolvent:innen von Beginn des Studiums bis zum erfolgreichen Berufseinstieg ein umfangreiches Serviceangebot zur Verfügung zu stellen. Dies umfasst auch Start-Up-Beratung, Promotionsberatung und Beratung zu Wissenschaft als Beruf.

Die Leistungen der hochschuleigenen Zentralen Studienberatungen, Career Service-Einrichtungen und Alumni-Organisationen sind ein genuines Angebot der Hochschulen, mit dem sie ihrer Verantwortung gegenüber ihren Zielgruppen nachkommen.

III.    Spezifische Beratungsaufgaben
Die Unterstützung Studieninteressierter und Studierender im Rahmen der Entscheidung für oder wider ein Studium, bei der Studienwahl, beim Übergang in die Hochschule, beim Studienstart sowie im Studienverlauf ist integraler Bestandteil der Aufgaben der Hochschulen. Der Aufgabenbereich der Studienberatung bezieht sich auf die Information und Beratung von Studieninteressierten, die allgemeine Vorbereitung zum Studium und auf die verschiedenen Phasen des Studienverlaufs. Er umfasst die Information und Beratung über die Organisation und Bedingungen eines Studiums sowie die psychologisch fundierte Beratung zu einem persönlich angemessenen Umgang mit den Anforderungen des Studiums (Entscheidung, Orientierung, Leistung, Selbstverantwortung) und denen des studentischen Lebens. Für persönliche Krisensituationen der Studierenden werden psychologische bzw. psychotherapeutische Unterstützungsangebote vorgehalten oder vermittelt.

Die zentrale „allgemeine“ Studienberatung wird durch qualifizierte Studienberater:innen vorgenommen. Die dezentrale fachliche Beratung übernehmen dafür qualifizierte Hochschullehrende bzw. Wissenschaftler:innen (Studienfachberatung).

Die allgemeine Studienberatung informiert fachübergreifend insbesondere über Studienmöglichkeiten, Inhalte, Aufbau und Anforderungen eines Studiums. Bei Problemen im gewählten Studium bietet sie fachübergreifende Unterstützung bei der Entwicklung von Lösungen und Alternativen an.

Die Studienfachberatung wird dezentral von den zuständigen Fächern durchgeführt und unterstützt die Studierenden durch eine studienbegleitende fachliche Beratung und zeigt Wege sowie Möglichkeiten auf, wie das gewählte Studium sachgerecht und ohne Zeitverlust abgeschlossen werden kann oder ob Alternativen erwogen werden sollten. Studienberatung findet persönlich statt und berücksichtigt dabei die individuelle Lebenssituation der Ratsuchenden.

Mit dem Ausbau der Hochschulen, der Ausdifferenzierung der Fächer und der stark anwachsenden Zahl von Studienbewerber:innen mit heterogenen Studienvoraussetzungen sowie zur Förderung eines eigenaktiven Studiums kommt der Information und Beratung auch zu einem möglichen Fachwechsel eine immer größer werdende Bedeutung zu[1].

Die Career Services informieren und beraten die Studierenden zu ihrer Berufsorientierung und in der Übergangsphase vom Studium in ihren beruflichen oder wissenschaftlichen Werdegang. Auch den Praxisbezug der Studienprogramme können Career Services verbessern helfen, indem sie den Austausch zwischen Lehre und Arbeitswelt stärken und hier besondere Netzwerkarbeit erbringen können. Als drittes Element sollen die Career Services das Kontaktmanagement zwischen Hochschulen und Arbeitgeber:innen gewährleisten und Kontaktplattformen zu Unternehmen zur Verfügung stellen, wie Online-Stellenbörsen oder Veranstaltungen. In individuellen Fällen wird auch eine Verweisberatung vorgenommen. So leisten Career Services einen unverzichtbaren Beitrag zur Employability der Studierenden[2].

Die Hochschulen halten aktuelle Informationen darüber vor, welche beruflichen Perspektiven für Absolvent:innen bestehen. Die Career Services verfügen, oft in Kooperation mit dem Alumni-Management, über Kontakt zu zahlreichen Alumni wie auch zu Arbeitgeber:innen, welche Alumni der Hochschule beschäftigen. Dieses spezifische Wissen um die berufliche Entwicklung sowie um die Möglichkeiten der Bewerbungserfahrung und des Berufseinstiegs über die gesamte Fächerbreite der Hochschule können die Career Services in ihre Beratungs- und Veranstaltungsangebote einfließen lassen. Andersherum ist auch der Rückfluss des Erfahrungswertes der Alumni für die Arbeit mit den Studierenden und die Entwicklungsarbeit der Hochschule nutzbar.

Alumni-Arbeit ist ein wichtiger Bestandteil der deutschen Hochschulen geworden. Sie widmet ihre Aufmerksamkeit den Beziehungen der Hochschule als Ganzes zu den Studierenden, Mitgliedern und Absolvent:innen und verbindet dies mit einer Kultur der Wertschätzung und Würdigung. Dabei sind die Alumni-Aktivitäten nicht nur von unmittelbarer Bedeutung in Bezug auf die Netzwerkbildung oder zum möglichen Einwerben von Spendengeldern, sondern sie bieten den Hochschulen die Möglichkeit, Alumni-Arbeit als Instrument der Studiengangs- und Organisationsentwicklung zu nutzen. Dieser Erfahrungsschatz kann insbesondere auf die Beratungsangebote der Hochschulen positiv rückwirken. Die Einbeziehung von Absolvent:innen vernetzt die Hochschulen noch stärker mit den verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen und fördert den Austausch mit diesen.[3]

----------------------------------------------------------------------
[1] So bereits: „Die Studienberatung in den Hochschulen in der Bundesrepublik Deutschland“, Entschließung des 173. Plenums vom 4. Juli 1994.  
[2] So bereits: „Career Services“, Empfehlung der 11. Mitgliederversammlung der HRK am 22.11.2011.
[3] So bereits: „Zur Rolle der Absolventenvereinigungen“, Stellungnahme des 183. Plenums vom 10. November 1997