Wissenschaft und Industrie: Gemeinsam Strategien entwerfen - Deutschland steht mehr denn je im globalen Innovationswettbewerb


Gemeinsame Erklärung vom 10.4.2000 von:


Wissenschaftsrat


Hochschulrektorenkonferenz


Deutsche Forschungsgemeinschaft


Wissenschaftsgemeinscht Gottfried Wilhelm Leibniz e.V.


Max-Planck-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften e.V.


Hermann von Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren


Fraunhofer Gesellschaft zur Förderung der angewandten Forschung e.V.


Arbeitsgemeinschaft industrieller Forschungsvereinigungen "Otto von Guericke" e.V.


Bundesverband der deutschen Industrie e.V.


Berlin, den 7.4.2000 36/00





Wissenschaft und Industrie: Gemeinsam Strategien entwerfen Deutschland steht mehr denn je im globalen Innovationswettbewerb


Deutschland muss mehr in Bildung und Forschung investieren, um im internationalen Wettlauf um die Zukunft wieder einen Spitzenplatz zu erlangen. Das bedeutet, dass öffentliche Hand und Wirtschaft sich in ihrem Engagement an ihren Hauptkonkurrenten orientieren müssen. Gleichzeitig müssen die Verantwortlichen in diesen Sektoren einen effizienten Einsatz der Mittel garantieren. Auch dafür ist Leistungswettbewerb die geeignete Triebfeder.


Vordringlich sind 

  • finanzielle Rahmenbedingungen des Staates auf international konkurrenzfähigem Spitzenniveau als Basis einer leistungsstarken Forschung;
  • effiziente Formen der interdisziplinären, branchenübergreifenden und internationalen Zusammenarbeit bereits bei der Themenfindung und in der Forschung selbst;
  • Tarif- und Dienstrechtsreformen im Wissenschaftsbereich, die Nachwuchsgewinnung und Wissenschaftleraustausch sowohl mit dem Ausland als auch mit der Wirtschaft erleichtern und damit die Konkurrenzfähigkeit der deutschen Forschung sichern;
  • offene Grenzen für eine innovative Gesellschaft, nicht nur für Güter und Wissen, sondern auch für Menschen - Deutschland muss für die Besten ein attraktiver Wirtschafts- und Forschungsstandort sein;
  • eine Flexibilisierung des Haushaltsrechtes, die die internationale Wettbewerbsfähigkeit, Autonomie und Initiative der Hochschulen und Forschungsinstitute stärkt.

Da auch bei verstärkten finanziellen Anstrengungen die Mittel immer knapp sein werden, müssen sowohl Bund und Länder als auch die Industrie Schwerpunkte setzen und diese kontinuierlich überprüfen.


Dafür wollen Wissenschaft und Industrie gemeinsam Innovationsstrategien entwickeln. Die Suche nach neuen und künftig bedeutsamen Themen der Forschung, die gesellschaftlichen Bedürfnissen und ihrem Wandel Rechnung trägt, soll in Zukunft systematischer, konsequenter und mutiger in Angriff genommen werden. Dabei muss die gesamte Prozesskette von breit angelegter Grundlagenforschung und angewandter Forschung bis hin zur Entwicklung von Prototypen im Systemzusammenhang gesehen werden.


Dieser Prozess soll Optionen erschließen und Partner aus verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen und Branchen der Wirtschaft ins Gespräch bringen. Das trägt zum Abbau der immer noch bestehenden Defizite bei der Umsetzung von Forschungsergebnissen in innovative Produkte, Dienste und Verfahren bei und führt im Zusammenwirken mit den laufenden institutionenübergreifenden Evaluationen der Forschungseinrichtungen zur Steigerung der Leistungsfähigkeit und der internationalen Attraktivität der Forschungslandschaft in Deutschland.


Wichtige Innovationsfelder der Zukunft liegen voraussichtlich auch zwischen den Branchen und Disziplinen und eröffnen Chancen für neue Arbeitsplätze. Die Wirtschaft will den Menschen neue Produkte und Verfahren anbieten und muss im Wettbewerb auf den Märkten von morgen bestehen. Die Hochschulen und die außeruniversitäre öffentlich finanzierte Forschung erarbeiten langfristig orientiert neues Grundlagenwissen für fernere Zukunftsentwicklungen, bilden Hochqualifizierte aus, befriedigen den gesellschaftlichen Bedarf nach wissenschaftlichen Dienstleistungen und unterstützen die Wirtschaft bei der Entwicklung innovativer Lösungen. In unlösbarem Zusammenhang mit der Innovationsentwicklung steht gerade angesichts der demographischen Entwicklung die wachsende Bedeutung von Bildung und Fortbildung. Die Förderung von Begabung, Können und Kreativität sowie Leistungsfähigkeit in Wirtschaft und Wissenschaft ist unerläßlich. Insofern ist auch die Organisation des lebenslangen Lernens gemeinsames Interesse von Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Wirtschaft.


Die vom BDI im September 1999 vorgeschlagene "Innovationspolitik für Deutschland - Maßnahmen in zukunftsträchtigen Feldern" wird in Dialogen zwischen Wissenschaft und Industrie weiter diskutiert und fortentwickelt. In gemeinsamen Dialogen auf den verschiedensten Ebenen werden Wissenschafts­organisationen und Industrieverbände neue, vor allem interdisziplinäre und branchenübergreifende Schwerpunktthemen definieren und mit gemeinsamen Workshops Impulse geben, die dazu beitragen, vorhandene Innovationspotenziale besser zu nutzen. Dabei wird auch das Potenzial von Kultur und Wissenschaft als Wirtschaftsfaktor angesprochen werden.


Wissenschafts­organisationen und BDI sind sich darüber im Klaren, dass das gesamte Innovationsgeschehen letztlich von den Einzelbeziehungen zwischen Hochschulen, außeruniversitären Forschungsinstituten und Unternehmen getragen wird. So wie die Wirtschaft von der Initiative einzelner Unternehmer vorwärts gebracht wird, lebt auch die Forschung von der Initiative hervorragender Forscher in- und außerhalb der Hochschulen. Für den Erfolg sind sie auf Zusammenarbeit angewiesen. Für diesen Prozess müssen die geeigneten Voraussetzungen durch mehr Autonomie und Wettbewerb der Hoch-schulen und Forschungsinstitute einerseits, intensive Kommunikations- und Kooperationsbereitschaft aller Partner andererseits geschaffen werden.


Der Kommunikationsprozess findet auf verschiedenen Ebenen statt. Er ist Teil des notwendigen "Dialogs zwischen Wissenschaft und Gesellschaft". Dazu haben die Repräsentanten von Wissenschaft und Industrie folgendes vereinbart:


Die Spitzenorganisationen von Wissenschaft und Industrie geben mit der heutigen Gemeinsamen Erklärung den Startschuss für einen intensivierten Strategiedialog.Sie werden Verbesserungsvorschläge für diesen Dialog herausarbeiten und neue Vernetzungen schaffen.Sie werden dem Dialog mit gemeinsamen Symposien neue Impulse geben. Sie habe dazu als erste Themen benannt:

  • "Besser, gesünder, länger leben - auf dem Weg zu einer vitalen Gesellschaft"
  • "Energiebedarf, Energieeffizienz und Energiebereitstellung der Zukunft"
  • "Herausforderungen der Internet-Gesellschaft"

Sie unterstützen den Workshop des Stifterverbandes für die deutsche Wissenschaft zu "best practices" der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Industrie (Public-private Partnership in Forschung, Wissens- und Innovationsmanagement) in Berlin. Ihre Repräsentanten werden in etwa einem Jahr erneut zusammenkommen, um das Erreichte zu überprüfen und weitere Schritte zu einer besseren "Innovationsstrategie für Deutschland" zu beraten.


 


Auskunft:


BDI-Abteilung Presse und InformationTelefon (030) 2028-1450