„Die Vorstellung, ein Studium ziele auf eine möglichst reibungslose Integration der Absolventen in betriebliche Abläufe, entspringt einer grundlegenden Fehleinschätzung.“ Mit deutlichen Worten hat der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Prof. Dr. Horst Hippler, Kernaussagen in den unlängst veröffentlichten hochschulpolitischen Leitlinien des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) heute in Berlin kritisiert.
„Die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt ist eine wichtige Funktion des Studiums“, sagte Hippler. „Sie ist aber nicht die einzige. Die Vermittlung von Fachwissen und Methodik, Persönlichkeitsbildung und die Befähigung zum gesellschaftlichen Engagement, das alles beinhaltet ein Studium. Das haben wir erst 2016 mit den Sozialpartnern noch einmal festgehalten. Wer jetzt die Arbeitsmarktvorbereitung im Studium umdeutet in eine Berufsausbildung, der kündigt einen jahrzehntelangen Konsens in Deutschland auf.“
„Hochschulen müssen ihre Absolventen in die Lage versetzen, mit diffusen und komplexen Problemlagen umzugehen und neue Situationen zu meistern, kurz: Unsicherheit souverän zu bewältigen“, so Hippler weiter. „Das entspricht den Anforderungen einer modernen Arbeitswelt, in der sich die Herausforderungen in immer kürzeren Zyklen verändern. Die Kammern tun sich und ihren Betrieben keinen Gefallen, wenn sie das ignorieren und die Ausrichtung von Studienprogrammen an kurzfristige Anforderungen des Arbeitsmarktes fordern. Die Vorbereitung auf die konkreten Abläufe in den Betrieben muss dort geleistet werden.“
Hippler betonte den Wert von beruflicher und akademischer Bildung mit ihren jeweils eigenen Stärken und Profilen. Die HRK sei deshalb gegen die Schaffung neuer „hybrider“ Formate, wie sie im Koalitionsvertrag im Bund genannt und nun auch vom DIHK gefordert werden. „Wir unterstützen nachdrücklich die in den DIHK-Leitlinien enthaltene Forderung, jungen Menschen eine umfassende Berufsorientierung zu geben und sie über die Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung zu informieren. Auch die Durchlässigkeit zwischen den Systemen in beide Richtungen ist wichtig und förderungswürdig. Wir brauchen aber keine neuen, hybriden Formate jenseits des noch zu optimierenden Dualen Studiums.“