Gut drei Jahre nach der Veröffentlichung der Petition „Wir werden nicht Teil dieses Verbrechens sein“ erreichen die Repressionen der türkischen Behörden gegen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler eine neue Dimension.
Dazu der Präsident der Hochschulrektorenkonferenz (HRK), Professor Dr. Peter-André Alt:
„Die Entwicklung an türkischen Universitäten seit der Veröffentlichung der Petition ‘We Will Not Be a Party to this Crime!‘ beobachte ich mit Sorge, ja mit Entsetzen. Der türkische Staat geht systematisch und mit großer Härte gegen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vor, die als Staatsbürger von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch gemacht haben. Damit untergräbt er auch die akademischen Freiheiten. Meinungsfreiheit ist nicht nur eines der Grundprinzipien demokratischer Gesellschaften, sie ist auch ein Eckpfeiler der Institution Universität. Die deutschen Hochschulen verurteilen die staatlichen Repressionen gegen Hochschulangehörige in der Türkei in schärfster Form. Unsere Solidarität gilt im Augenblick besonders Professorin Üstel.“
Die emeritierte Professorin für Politikwissenschaft an der Galatasaray Universität in Istanbul zählt zu den mehr als 1.100 Unterzeichnerinnen und Unterzeichnern des Aufrufs, in dem sich Akademiker im Januar 2016 für ein Ende des Militäreinsatzes in den kurdischen geprägten Landesteilen der Türkei eingesetzt haben. Nachdem ein Istanbuler Gericht im Februar den Einspruch gegen ihre Verurteilung zurückgewiesen hat, droht Prof. Dr. Füsun Üstel nun der Vollzug einer fünfzehnmonatigen Haftstrafe.
Weitere Wissenschaftler müssen womöglich folgen. Seit dem Aufruf verloren mehr als 500 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler ihre Stellen an türkischen Universitäten, es kam zu einer großen Zahl von Gerichtsprozessen und Schuldsprüchen.
Auch internationale Partner der HRK wie die französische Rektorenkonferenz CPU und die europäische Rektorenkonferenz EUA kritisieren in aktuellen Stellungnahmen die Repressionen gegen türkische Wissenschaftler und insbesondere gegen Professor Dr. Üstel.
In einer Reihe von Stellungnahmen und öffentlichen Briefen hat die HRK in den vergangenen drei Jahren staatliche Repressionen gegen türkische Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen scharf verurteilt. Die Wissenschaftsbeziehungen zur Türkei sind traditionell sehr stark, aktuell verzeichnet die HRK 1.471 deutsch-türkische Hochschulkooperationen.