Einen Monat nach dem Start des Sommersemesters 2020 als Online-Semester zieht HRK-Präsident Prof. Dr. Peter-André Alt heute in Berlin eine positive erste Zwischenbilanz, benennt aber auch den verbleibenden Handlungsbedarf:
„Die Umstellung auf digitale Lehrformate ist den Hochschulen in weiten Teilen sehr gut gelungen. Dies ist in erster Linie dem überragenden, auch kräftezehrenden Engagement der Lehrenden und Verwaltungen zu verdanken. Die Basis haben die Hochschulen oftmals schon lange vor der Corona-Krise gelegt; sie haben im Rahmen ihrer Möglichkeiten Personal geschult, die digitale Infrastruktur ausgebaut und Online-Lehrformate kontinuierlich weiterentwickelt. Unterstützt werden sie aktuell vielfach und anerkennenswert durch kurzfristig aufgelegte Sonderprogramme auf Landesebene.
Diese erste positive Bilanz eines sehr besonderen Semesters kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass es bald einer gemeinsamen Anstrengung von Bund und Ländern und Hochschulen bedarf, um die digitalen Infrastrukturen an den Hochschulen für die nun umso deutlicher gewordenen Anforderungen dauerhaft zu ertüchtigen. Die HRK hat dies schon vor der entsprechenden Ankündigung im Koalitionsvertrag des Bundes und den Empfehlungen der Expertenkommission Forschung und Innovation wiederholt deutlich gemacht. Ein Förderprogramm des Bundes und der Länder, das die Digitalisierungsbedürfnisse der Hochschulen berücksichtigt, wäre daher sehr zu begrüßen.
Großer Aufmerksamkeit bedarf aktuell die Situation der deutschen Kunst- und Musikhochschulen. Auch dort setzen sich die Lehrenden sehr dafür ein, für ihre Studierenden digitale Lehrangebote im theoretisch-wissenschaftlichen Bereich zur Verfügung zu stellen. Allerdings sind die künstlerischen Hochschulen in besonders hohem Maße auf praktische Lehrformate angewiesen, die in vollem Umfang nur im Präsenzunterricht möglich sind. In diesem Bereich sind deshalb der Infektionslage angemessene Lockerungen der physischen Unterrichtsbeschränkungen von besonderer Bedeutung. Zu berücksichtigen ist auch, dass gerade einem großen Teil der Kunst- und Musikhochschulen ein für das Wintersemester 2020/21 möglicherweise eintretender Rückgang der Zahl internationaler Studierender erhebliche Probleme bereiten würde.
Vor diesem Hintergrund wendet sich der HRK an die Regierungen von Bund und Ländern mit dem dringenden Appell, bei allen künftigen Beschlüssen die besonderen Bedürfnisse der Kunst- und Musikhochschulen gezielt zu berücksichtigen.“