Auf Basis einer Entschließung der HRK-Mitgliederversammlung zur „Europäischen Bildungs-, Forschungs-, und Innovationsgemeinschaft“ haben der damalige Präsident der Hochschulrektorenkonferenz, Professor Dr. Horst Hippler, und der Präsident der französischen Hochschulrektorenkonferenz (CPU), Professor Dr. Gilles Roussel, eine
gemeinsame Erklärung zur Zukunft der Europäischen Union anlässlich der derzeitigen Debatte über die Neuausrichtung der EU formuliert.
Die deutsche Fassung der Erklärung ist die Grundlage eines gemeinsamen Artikels der beiden Präsidenten, der am 20. März 2017 in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist.
Die beiden Präsidenten kritisieren, dass mit den Krisen der Europäischen Union zunehmend die Stärken der EU in Vergessenheit geraten seien. Über die erfolgreichen Leuchtturmprojekte der EU im Bereich der Wissenschaften und der Mobilitätsprogramme für Bildung und Wissenschaft werde von den politisch Verantwortlichen kaum noch öffentlich gesprochen. Das in Europa wohl bekannteste und beliebteste Förderprogramm, Erasmus, findet in den derzeit kursierenden Szenarien zur EU nicht einmal Erwähnung.
Dabei zeigen das positive Feedback und die hohe Beteiligung an Austauschprogrammen, wie bei Erasmus+ und Marie-Sklodowska-Curie, dass Bildung und Forschung die Menschen in Europa erfolgreich miteinander verbinden. Über diese Programme ist Europa für viele junge Menschen im wahrsten Sinne des Wortes erlebbar geworden. Aus diesem Grund fordern HRK und CPU, die Bildungs-, Forschungs- und Innovationspolitik auf europäischer Ebene besser aufeinander abzustimmen und sie zum Leitmotiv eines neuen Europas zu erklären.
In der Entschließung der HRK-Mitgliederversammlung im November 2016 zu einer „Europäischen Bildungs-, Forschungs-, und Innovationsgemeinschaft“ wird die Europäische Kommission aufgefordert, das Potenzial der Hochschulen für die Gesellschaft in ihren politischen Initiativen effizienter anzusprechen und zu nutzen. In diesem Zusammenhang steht auch ein Gastbeitrag des HRK-Präsidenten, Prof. Dr. Horst Hippler, im Tagesspiegel vom 01.01.2018.
Die Hochschulen als Orte der Kultur beschreibt ein Beitrag des HRK-Präsidenten, Prof. Dr. Peter-André Alt, in der EUA-Publikationsreihe „Expert voices“ vom 05.05.2021. Professor Alt betont, dass die europäischen Hochschulen außer Bildung, Forschung und Innovation auch eine vierte Mission haben – die Bewahrung und Entwicklung der Kultur. Somit könne statt von einem Wissensdreieck von einem Wissensviereck mit den Hochschulen im Zentrum gesprochen werden. Dabei seien insbesondere die Geistes- und Gesellschaftswissenschaften bei der Erklärung von historischen Zusammenhängen und menschlichem Verhalten unverzichtbar.
Die deutsch-französische Zusammenarbeit schließt inzwischen auch die polnische Rektorenkonferenz (KRASP) ein. In diesem Zusammenhang entstand das HRK-KRASP Diskussionspapier "Distributed Excellence" ("Verteilte Exzellenz").
HRK, KRASP und CPU plädieren in einem gemeinsamen Grundsatzpapier dafür, die „Verteilte Exzellenz“ zum Grundprinzip europäischer Wissenschafts- und Hochschulpolitik zu machen. Forschungsstarke Einrichtungen sollen nicht auf wenige Punkte in Europa konzentriert, sondern in allen Mitgliedstaaten und in der ganzen EU auf wettbewerblicher Basis gefördert und ermöglicht werden. Nur so kann der Zusammenhalt der europäischen Gesellschaften, ihre ökonomische Leistungsfähigkeit und ihre kulturelle Entwicklung gesichert werden.
Das 2019 gestartete Programm der Europäischen Kommission "Europäische Hochschulnetzwerke" ("European Universities") wird ebenfalls zur Stärkung des Zusammenhalts beitragen.