In Heidelberg kommen bei einem großen Aktionstag alle Studierenden, Lehrenden und Mitarbeitenden der Pädagogischen Hochschule zusammen. Ihr Ziel: die Ausarbeitung von Handlungsempfehlungen, aber auch ein Sichtbarmachen der bestehenden Strukturen.
Auf den OpenSpace freuen sich Professorin Karin Vach und Professorin Karin Terfloth besonders: Der größte Saal der Pädagogischen Hochschule Heidelberg wird einen Tag lang zum Dreh- und Angelpunkt eines Prozesses, der in die gesamte Einrichtung hineinwirken soll. Beim Aktionstag zum Thema Vielfalt Ende November laufen hier alle Fäden zusammen: Von morgens bis abends treffen sich im Plenum alle Akteur:innen der Hochschule, bekommen Impulse und verteilen sich dann wieder in kleinere Workshops und Diskussionsveranstaltungen, um konkrete Ideen auszuarbeiten. „Der OpenSpace wird zum zentralen Ort, an dem wir Impulse zur Entwicklung unserer Hochschule erarbeiten“, sagt Karin Vach, die als Rektorin der Pädagogischen Hochschule zusammen mit der Inklusions-Expertin Karin Terfloth, einer internen Steuerungsgruppe sowie einer externen Prozessbegleitung hinter der Veranstaltung steht.
Der Aktionstag ist das Highlight einer ganzen Woche, die an der Pädagogischen Hochschule Heidelberg im Zeichen der Vielfalt stehen wird. „In dieser Woche werden wir überall – auf Gremientreffen genauso wie in Lehrveranstaltungen – Anreize geben, um über das Thema zu sprechen“, umreißt Karin Terfloth das Konzept. Um Teilhabebarrieren geht es, die sichtbar gemacht werden sollen – aber auch um bestehende Strukturen und Chancen. Angesprochen werden sollen sämtliche Dimensionen der Vielfalt. „Wir wollen die Vielfalt bewusst als Ressource wahrnehmen, die es zu heben gilt“, sagt Terfloth.
Im Rahmen der HRK-Initiative „Vielfalt an deutschen Hochschulen“ setzt die Pädagogische Hochschule Heidelberg auf drei Stränge: Erstens sollen bestehende Infrastrukturen wie Beratungsstellen und spezialisierte Einrichtungen sichtbarer gemacht werden. Zweitens wollen die Beteiligten im OpenSpace Ideen sammeln, welche Erwartungen an der Hochschule herrschen und was geändert werden kann und soll. Und drittens sollen in Workshops konkrete Schritte erarbeitet werden. „Unser großes Ziel ist es, alle Statusgruppen einzubinden“, sagt Karin Vach, die Rektorin. „Wir sammeln Input und bieten Möglichkeiten zum Mitwirken an. Bei alledem wollen wir weg von einer hierarchischen Struktur: Alle sollen miteinander ins Gespräch kommen.“ Denkanstöße und Inspirationen kommen von Referent:innen, die teilweise aus der Hochschule selbst stammen und eine Innenperspektive vertreten, teilweise aber auch von außen eingeladen werden. „Wir wollen in der ganzen Woche Ideen strukturieren, vorstellen, zurückspiegeln und überlegen, wie sie handhabbar gemacht werden können“, sagt Karin Vach. Das ganze Programm gipfelt dann in dem Aktionstag, an dem keine Lehrveranstaltungen stattfinden, damit sich alle Stakeholder ganz auf das Thema Vielfalt konzentrieren können. Das langfristige Ziel, das über die „Woche der Vielfalt“ und auch über das laufende Semester hinausgeht, ist die Erarbeitung einer Diversitätsstrategie, die bewusst in einem Bottom-up-Prozess entstehen soll.
Neben den Ergebnissen des Aktionstags fließen natürlich auch die bisherigen Schwerpunkte der Pädagogischen Hochschule in die weiteren Planungen bereichernd mit ein – das Annelie-Wellensiek-Zentrum für Inklusive Bildung zum Beispiel: Genau für diesen Bereich ist die Pädagogische Hochschule Heidelberg in Fachkreisen weithin bekannt und gilt als ein überregionaler Leuchtturm.
Gerade mit Blick auf die Ausrichtung der Hochschule ist die partizipative Ausarbeitung einer langfristigen Diversitätsstrategie eine zentrale Zielsetzung: In Baden-Württemberg ist die Ausbildung von Lehrkräften in den 1960er Jahren in Pädagogischen Hochschulen gebündelt worden. Sie haben ein universitäres Profil mit Promotions- und Habilitationsrecht, sind vorwiegend auf die Lehramtsausbildung konzentriert. Alle angehenden Lehrkräfte für die Primarstufe, die Sekundarstufe I und die Sonderpädagogik werden hier ausgebildet, für das Lehramt an Gymnasien gibt es in Heidelberg eine Kooperation mit der Universität. Diese spezielle Struktur ermöglicht eine Konzentration auf Bildungsprozesse – und bedeutet mit Blick auf das Thema Vielfalt, dass in den Studiengängen zahlreiche künftige Multiplikator:innen versammelt sind.
Text von Kilian Kirchgeßner