Am KIT soll ein „Diversity Mainstreaming“ die Universitätskultur weiter verbessern – und dabei mithelfen, ungenutzte Leistungspotenziale zu heben.
Ihren Anspruch formulieren die Karlsruher:innen selbstbewusst: „Diversity ist ein Beitrag dazu, die Welt zu retten“, sagt Katrin Klink vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Sie leitet das Projekt, das an der Universität als „Diversity Mainstreaming“ überschrieben ist und auf das sich große Hoffnungen richten. „Beim Thema Vielfalt geht es auch darum, Leistungspotenziale zu heben“, ist Klink überzeugt. „Diversität macht eine Organisation besser!“
Als im Präsidium der Karlsruher Universität über die neue Initiative diskutiert wurde, war allen Beteiligten schnell klar: Das Thema muss von der Seite der Organisationsentwicklung angepackt werden, damit es sich bestmöglich in die spezifischen Gegebenheiten der Hochschule einfügt. Es soll also keine vergleichsweise kleine Einheit aufgebaut werden; nein, die Diversität soll möglichst weit hineinwirken in die Forschungsuniversität in der Helmholtzgemeinschaft mit ihren rund 22.000 Studierenden, 10.000 Beschäftigten und etwa 125 verschiedenen Instituten. „Bei uns arbeiten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler allein schon wegen des technischen Schwerpunkts der Wissenschaftseinrichtung an den drängendsten Themen der Zeit, an erneuerbaren Energien zum Beispiel und an technischen Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise“, sagt Katrin Klink zur Begründung: „Kreative Teams sind die Voraussetzung, um gute Ideen zu entwickeln. Und Diversität fördert diese Kreativität.“
Katrin Klink leitet am KIT die Abteilung Qualifizierung wissenschaftlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Abteilung Chancengleichheits- und Diversitätsmanagement. Das Projekt zum Diversity Mainstreaming hat sie federführend initiiert; gemeinsam mit ihrer Kollegin Franziska Nickolaus arbeitet sie jetzt an der Realisierung. Sie setzen – ganz im Sinne des Mainstreaming – auf zahlreichen Ebenen an, einbezogen werden Mitarbeitende in der Administration ebenso wie Führungskräfte und Forschende. „Als eine der ersten Maßnahmen machen wir eine Umfrage, in der wir das Diversity-Klima erheben und wichtige Kennzahlen ermitteln“, sagt Franziska Nickolaus. Parallel dazu starten weitere konkrete Schritte – und die ersten Aktionen haben sogar schon stattgefunden. Beispielsweise beim New-Work-Day am KIT, an dem es um Themen wie Flexibilität bei den Arbeitszeiten, Homeoffice und ähnliches ging. „Es gibt eine breite Schnittstelle zwischen Diversität und New Work“, hat Nickolaus beobachtet. Das Team Chancengleichheits- und Diversitätsmanagement hat deshalb einen eigenen Workshop angeboten, der das Thema aus der Perspektive der Vielfalt beleuchtet. Das Interesse war gewaltig: Die Plätze im Workshop waren innerhalb kürzester Zeit vergeben – und vor allem ist das Thema damit stärker ins Bewusstsein aller Teilnehmer:innen am New-Work-Day gerückt.
Und wie klappt es mit der Akzeptanz des Themas Vielfalt? „Wir haben uns in der Vergangenheit manchmal durchaus die Finger verbrannt mit unseren Ideen“, räumt Katrin Klink ein. Ihre Erfahrung sei aber vor allem, dass insbesondere Forschende aus den Ingenieur- und Naturwissenschaften – die am KIT wegen der Spezialisierung auf den MINT-Bereich die Mehrheit unter den Lehrenden stellen - üblicherweise sehr offen und lösungsorientiert seien. „Wenn klar ist, dass die Vielfalt mithelfen kann, die Probleme zu lösen, mit denen sie täglich beschäftigt sind, dann sind sie mit Engagement dabei.“ Als Beispiele nennt Klink die gesteigerte Kreativität durch vielfältigere Teams, aber auch den Kampf gegen den Fachkräftemangel.
Das Projekt Diversity Mainstreaming am KIT knüpft an Verbesserungen an, die dort bereits in die Wege geleitet wurden: So ist es am KIT beispielsweise verpflichtend für alle internen Mitglieder von Berufungs-Kommissionen, an einer Online-Schulung zum Aufbau Genderkompetenz teilzunehmen. Eine ähnliche Institutionalisierung streben sie jetzt beim neuen Projekt ebenfalls an. Das KIT hat dazu die Finanzierung durch eigene Mittel erweitert, so dass das Projekt auch über den Förderzeitraum hinaus stattfinden kann.
Text von Kilian Kirchgeßner