An der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen soll das „Semester der Diversität“ dabei helfen, das Thema Vielfalt in der Hochschulstrategie zu verankern.
An dieses Mittagessen erinnert sich Dr. Charlotte Kempf noch genau, dabei wusste sie vorher noch nicht einmal, mit wem sie es einnehmen würde. „Lunch Roulette“ heißt das Konzept an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen, bei dem ein Algorithmus unterschiedliche Gesprächspartner:innen für den ausgewählten Essenstermin nach dem Zufallsprinzip zusammengestellt. Charlotte Kempf nahm als Mitorganisatorin natürlich nicht nur dieses eine Mal an diesen Begegnungen teil. „Wir wollen damit die Vielfalt bei uns an den zwei Hochschul-Standorten Nürtingen und Geislingen sichtbar machen“, sagt sie – und die Rückmeldungen geben ihr Recht: „Den Austausch mit Menschen, die man sonst nie getroffen hätte, haben die Beteiligten als sehr bereichernd empfunden!“
Ein ganzes „Semester der Diversität“ hat die Hochschule im Rahmen der HRK-Initiative „Vielfalt an deutschen Hochschulen“ ausgerufen, und die Aktivitäten sollen zum Bestandteil der strategischen Weiterentwicklung dienen – deshalb laufen die Fäden auch bei Charlotte Kempf zusammen, die in der Stabsstelle Hochschulentwicklung arbeitet. Das Ziel ist ein Strategiepapier zum Thema Vielfalt zu entwickeln. „Bei uns gibt es schon eine ganze Reihe von Angeboten, wir sind gut aufgestellt“, sagt Charlotte Kempf. An der vergleichsweise kleinen Hochschule mit ihren rund 5.200 Studierenden gibt es zum Beispiel zwei Diversitätsbeauftragte, die Hochschule ist der Charta der Vielfalt beigetreten und sie schreibt alljährlich zwei Preise aus, die in diesem Themenfeld verankert sind. Beim aktuellen Projekt sollen jetzt die vorhandenen Potenziale gehoben werden, um das Thema systematischer an der Hochschule zu verankern.
Ein ganzes Maßnahmenbündel hat sie sich mit ihrem Team deshalb überlegt, um zu erkunden, welcher Bedarf besteht – und auch, um verschiedene Aktivitäten unter realen Bedingungen zu erproben. Im Mittelpunkt stand eine Umfrage, deren Ergebnisse inzwischen vorliegen. Die große Mehrheit der Befragten fühlt sich an der Hochschule wohl und sicher. „Wir haben aber auch an einigen Stellen Verbesserungsbedarf festgestellt“, sagt Charlotte Kempf. „Die vorhandenen Beratungsstellen zum Beispiel sind vielen nicht bekannt, daran müssen wir etwas ändern.“ Und: Auch die Nachfrage nach Angeboten im Bereich der Antidiskriminierung hat sich als hoch erwiesen.
Ein wesentlicher Bestandteil des „Semesters der Diversität“ sind auch Seminare. In Train-the-Trainer-Kursen werden Mitarbeitende des Kompetenzzentrums Lehre geschult, um für Studierende spezifische Vielfaltsseminare anzubieten – ganz im Sinne einer Multiplikator:innenschulung. Außerdem gab es eine Train-the-Trainer-Schulung für Professor:innen und Multiplikator:innen im wissenschaftsunterstützenden Bereich. Und zuletzt wurden alle Maßnahmen des Projektes von der Abteilung Hochschulkommunikation mit einem eigenen Kommunikationskonzept kommunikativ begleitet.
In einem Abschlussworkshop wurden die Ergebnisse von allen Aktivitäten aus dem „Semester der Diversität“ zusammengetragen. Die nächsten Schritte auf dem Weg zu einer strategischen Verankerung der Vielfalt in der Hochschule wurden dabei geplant. „Als Hochschule für Umwelt und Wirtschaft“, sagt Charlotte Kempf, „liegt uns die Nachhaltigkeit schließlich besonders am Herzen – und das gilt natürlich auch bei diesem Thema!“
Text von Kilian Kirchgeßner