Mit einfallsreichen Aktionen und Humor will die Universität Bremen die Inhalte ihrer neuen Antidiskriminierungs-Richtlinie in die Breite tragen.
Mit pfiffigen Ideen haben sie ihre Erfahrungen an der Universität Bremen: Die Cartoon-Reihe „aufgezeichnet: Gender Dynamics in MINT“ etwa, die sie vor ein paar Jahren mit Künstler:innen auflegten, um das Thema Geschlechterverhältnisse in der Wissenschaft aufzugreifen, war ein voller Erfolg. „Über Humor kommt man leichter miteinander ins Gespräch“, bilanziert Nele Kuhn die Aktion ihrer Kolleginnen, die damals bundesweit für Aufsehen gesorgt hatte: „Da gibt es keinen erhobenen Zeigefinger,– und auf einmal merken auch Leute auf, die sich vorher nicht für das Thema interessiert haben.“ An diese Erfahrungen wollen die Bremer:innen jetzt anknüpfen.
Nele Kuhn gehört zum Referat für Chancengleichheit und Antidiskriminierung, an dem sie die Arbeitsstelle Diversität leitet. Sie plant derzeit gemeinsam mit Dr. Inke Du Bois aus dem Fachbereich Sprach-und Literaturwissenschaften die Aktivitäten, die es an der Universität Bremen im Rahmen der HRK-Initiative „Vielfalt an deutschen Hochschulen“ geben wird. Im Mittelpunkt steht die neue Antidiskriminierungsrichtlinie, die sich derzeit im Verabschiedungsprozess befindet. „Wir wollen nicht, dass sie nur in der Schublade liegt. Ihre Inhalte sollen ins Gespräch kommen, sie soll mit Leben erfüllt werden, Wissen und Kompetenzen in diesem Feld erweitert werden“, sagt Nele Kuhn. An dieser Stelle setzen die geplanten Aktionen an: Sie sollen die Richtlinie bekannt machen. Dazu setzen Kuhn und ihr Team auf die beiden Säulen Information und Begegnung – „wir wollen nicht nur diejenigen ansprechen, die sich ohnehin schon für das Thema interessieren, sondern auch darüber hinaus Diskussionen anregen“, umreißt sie die Zielsetzung.
Die Säule Information stützt sich vor allem auf einen Kurzfilm mitsamt Begleitmaterial. „Wir planen einen Zeichentrickfilm, der in wenigen Minuten in das Thema einführt“, sagt Projektkoordinatorin Inke Du Bois. Darin sollen anhand von konkreten Fallbeispielen die Diversitätsdimensionen vorgestellt werden. Ebenso soll die Haltung der Universität Bremen klar kommuniziert und Anlaufstellen im Fall von Diskriminierung aufgezeigt werden.
„Mit diesem Film wollen wir unterschiedliche Zielgruppen erreichen. Wir passen ihn dafür jeweils an: Für Studierende zum Beispiel werden wir die Sprache in den deutschen und englischen Versionen ein wenig jugendlicher halten. Die englische und deutsche Version für die Mitarbeitenden und Lehrenden beinhaltet einen anderen Sprecher:innentext“, sagt Inke Du Bois. Auch weitere multilinguale Fassungen und eine Version in Gebärdensprache sind geplant. Dazu wird es dann ein e-Learning-Tool und weitere Materialien geben, mit denen sich die Inhalte vertiefen lassen.
Im Mittelpunkt der Säule Begegnung steht ein „Tag für Diskriminierungssensibilität“, der für das Frühjahr vorgesehen ist. „An diesem Tag wird man überall an der Uni auf dieses Thema stoßen“, kündigt Nele Kuhn an: Alle Fachbereiche werden eingeladen, sich zu beteiligen; es gibt zentrale Veranstaltungen wie Vorträge, Konzerte, auch der Informationsfilm soll vorgestellt werden – vor allem aber wird es überall da Aktionen geben, wo Studierende und Lehrende vorbeikommen. Das Theater zum Beispiel, das es an der Universität gibt, wird durch verschiedene Inszenierungen das Thema „bespielen“; außerdem sind ein African American Music Workshop und ein Diversity Slam geplant. „Alle sollen mit diesem Thema in Berührung kommen und den Anstoß bekommen, sich eingehender damit zu beschäftigen“, sagt Nele Kuhn.
Da scheint sie wieder durch, die Erfahrung mit den Cartoons zum Thema Vielfalt: Mit Kreativität lässt sich gut ein Gespräch, eine Diskussion anknüpfen – auch mit denen, für die das Thema bislang nicht im Mittelpunkt steht.
Text von Kilian Kirchgeßner