An der Hochschule für Musik Würzburg soll erlebbar werden, wie bunt die Studierenden und wie vielfältig die bereits bestehenden Angebote sind. Dazu können Hochschulangehörige einander bei einem Tandem besser kennenlernen und mit Schulen in der Region zusammenarbeiten.
Als das Klavier in den Raum getragen wurde, war klar, dass etwas Besonderes passiert. Die kleine Cafeteria an der Hochschule für Musik Würzburg ist normalerweise nicht bewirtschaftet, aber an diesem Tag spielte dort das Leben: Posaunenfanfaren erklangen, Studierende improvisierten auf dem Klavier, es gab bayerischen Mundart-Gesang – „da war die ganze Bandbreite unserer Hochschule zu hören“, sagt Lena Meiertoberend, „und es kamen Leute von ganz unterschiedlichen Standorten unserer Hochschule miteinander ins Gespräch, die sich im Alltag gar nicht begegnen.“
Lena Meiertoberend ist Projektkoordinatorin der „Tage der Vielfalt“, die in Würzburg im Rahmen der HRK-Initiative „Vielfalt an deutschen Hochschulen“ stattfinden; geleitet wird das Projekt von Professorin Clara Blessing. Eines der wichtigsten Ziele ist genau diese Verknüpfung, wie sie beim Hochschulcafé in der kleinen Cafeteria erfolgt ist. „Wir sind auf drei Standorte in der Würzburger Altstadt verteilt, und wer beispielsweise Gesang studiert, bekommt überhaupt nicht mit, was seine Kommiliton:innen etwa im Bereich des Jazz so machen“, erklärt Meiertoberend. Diese inhaltliche Vielfalt soll jetzt sichtbarer werden – aber auch andere Vielfaltsdimensionen. Zahlreiche Angebote gibt es an der Hochschule für Musik bereits: von Eltern-Kind-Räumen über Angebote für Studierende in besonderen Lebenssituationen bis hin zu dem International Office, das angesichts der ausgeprägten Internationalität der Studierendenschaft an Musikhochschulen besonders gefragt ist. „Wir spielen auch im gesellschaftlichen Leben hier in Würzburg eine Rolle, als Musikveranstalterin ebenso wie als Kulturvermittlerin“, sagt Lena Meiertoberend, „zweimal pro Woche bieten wir zum Beispiel kostenlose Konzerte an, bei denen unsere Studierenden auftreten.“ Alle diese Angebote – nach innen wie nach außen – sollen durch das Projekt sichtbarer werden.
Das Hochschulcafé ist dabei nur eine von fünf sogenannten Highlightveranstaltungen. Eine Podiumsdiskussion über Machtstrukturen an Musikhochschulen gehört auch dazu, die Impulse zu einem zu überarbeitenden Code of Conduct geben soll. Ein weiteres Beispiel ist eine Veranstaltung über „Musiken der Länder“, in der Perspektiven aus unterschiedlichsten Teilen der Welt vermittelt werden. Dies soll auch ein Versuch sein, der aktuell verbreiteten Resignation – „verbreitet ist der Seufzer, dass wir in Krisenzeiten alle so machtlos sind“, sagt Lena Meiertoberend – mit einem positiven Gegenentwurf zu begegnen. „Unsere Botschaft ist, dass Musik viel bewegen kann“, sagt sie.
Eine zweite Säule des Projekts neben den Highlightveranstaltungen ist mit „Back to school“ überschrieben: Studierende gehen dazu an Schulen, um über ihr Studium zu erzählen und Instrumente vorzustellen. Bewusst wird dabei gegen den Strich gebürstet, was Geschlechterstereotype anbetrifft: Dass auch Männer Querflöte spielen und Frauen die Tuba – das ist eine der Botschaften. Veranstaltet werden diese Schulbesuche gemeinsam mit der Künstler:innen-Initiative „Rhapsody in School“.
Die dritte Säule ist das sogenannte Hochschul-Tandem: „Wir möchten, dass sich die Angehörigen der verschiedenen Statusgruppen untereinander kennenlernen und in den jeweiligen Alltag hineinschnuppern“, umreißt Lena Meiertoberend die Zielsetzung. Interessierte können sich melden – und werden dann miteinander verknüpft. Wenn eine Verwaltungsmitarbeiterin schon immer einmal in einer individuellen Musikstunde dabei sein wollte oder ein Student wissen möchte, wie es hinter den Kulissen der Verwaltung abläuft, dann können sie über das Hochschul-Tandem eine:n Sparringspartner:in finden und einen Tag in der anderen Rolle erleben.
Text von Kilian Kirchgeßner