Mit einem neuen Diversity Support Center will die Universität Duisburg-Essen Forschenden ebenso helfen wie Studierenden.
Neulich hatte Regina Hauses mit einer Studentin zu tun, die auf dem Weg zur Promotion ist – und sich mit der Bitte um Beratung an die Universität gewandt hatte, weil sie wegen einer chronischen Erkrankung Unterstützung braucht. „Die Inklusionsbeauftrage hat mich eingeschaltet, um die Studentin mit weiterführenden Informationen unterstützen zu können“, sagt Regina Hauses, die an der Universität Duisburg-Essen das neue Diversity Support Center aufbaut. Sofort aktivierte sie das Netzwerk quer durch die Hochschule, von der Studienberatung bis zu Inklusionsfachleuten – und gemeinsam mit der Studentin fanden sie die beste Lösung.
Das Diversity Support Center ist das Herzstück des Konzepts, das an der Universität Duisburg-Essen im Rahmen der Initiative „Vielfalt an deutschen Hochschulen“ umgesetzt wird. Es hat zwei Kern-Funktionen: Nach außen hin soll es als zentrale Ansprechstelle dienen für alle, die Unterstützung suchen. „Wir wollen eine Art Landkarte der Beratungsangebote erstellen“, sagt Regina Hauses – denn tatsächlich gibt es an der Universität bereits zahlreiche Unterstützungsstellen. Die allerdings sind dezentral angesiedelt, oft auf Fakultätsebene, und richten sich an unterschiedliche Zielgruppen, an Familien beispielsweise, an Menschen mit Behinderung, an Studierende ohne akademischen Hintergrund oder an ausländische Studierende „Wir wollen diese Angebote nicht zentral bündeln, schließlich zeichnet sich unsere Universität gerade durch ihre auch organisatorische Vielfalt aus“, sagt Regina Hauses. Aber: Das Diversity Support Center soll zum Wegweiser werden, der Anfragen entweder an die zuständigen Ansprechpartnerinnen und Ansprechpartner weiterverweist oder bei komplexen Themen wie etwa der Unterstützung für die chronisch kranke Promovierende selbst die Koordination der Beratung übernimmt.
Die zweite Funktion ist nach innen gerichtet. Das neue Support Center soll die dezentralen Beratungsangebote miteinander vernetzen und Anstöße geben. Auch gemeinsame Trainings sind geplant. „Wir möchten für alle, die in Beratungskontexte eingebunden sind, regelmäßige Angebote entwickeln, etwa zu aktuellen Themen der Diskriminierungskritik“, sagt Regina Hauses. Auch Unconscious-Bias-Trainings und weitere Angebote sind geplant, hinzu kommen regelmäßige Treffen der Diversitäts-Beauftragten und weiterer Stakeholder.
Die neue Einrichtung fügt sich nahtlos in die Universitätsstruktur in Duisburg-Essen ein: Ein Science Support Center nämlich gibt es bereits, das exzellente Forschung unterstützen soll. Die Ähnlichkeit im Namen ist bewusst gewählt, denn tatsächlich soll das Diversity Support Center auf gleicher Ebene angesiedelt werden. Die Frage, ob beides gleichzeitig gehe – Spitzenforschung und Bildungsgerechtigkeit – , kennt Karen Shire inzwischen. „Klar geht beides“, antwortet sie dann, „bei uns ist das selbstverständlich.“
Karen Shire ist Prorektorin für Universitätskultur, Diversität und Internationales und damit in jenem Amt, mit dem die Universität Duisburg-Essen 2008 eine Pionierrolle einnahm: Als erste Hochschule in Deutschland wurde die Vielfalt dort mit einer eigenen Prorektorin in die Uni-Spitze erhoben. „Es hat sich seitdem unheimlich viel getan“, bilanziert Karen Shire. Sie selbst sieht ihre Aufgabe darin, die vorhandenen Maßnahmen und Initiativen zu koordinieren, weiter zu etablieren und in die Strukturen zu integrieren. „Für uns sind dabei drei Säulen besonders wichtig. Erstens die Gleichstellung, zweitens die Vielfalt und drittens die Vereinbarkeit“, umreißt sie das Vorhaben.
An der Universität Duisburg-Essen sei das Thema allein schon wegen der regionalen Verankerung im Ruhrgebiet wichtig. „Die Diversität der Region wollen wir in der Uni abbilden“, so sagt es Karen Shire – „wir haben schließlich einen großen Talentpool bei uns in der Region, und den wollen wir nutzen!“ Die Vielfalt soll für die Universität zum Qualitätsmerkmal werden – auch mit Blick auf ausländische Spitzenforscher:innen. Karen Shire: „Bei uns geht es nicht nur um die Willkommenskultur. Wir wollen die Universitätskultur gestalten!“
Text von Kilian Kirchgeßner