An Hochschulen haben die Erfassung, Übermittlung und Verarbeitung von Informationen einen hohen Stellenwert. Die fortschreitende Digitalisierung stellt die Institutionen deshalb vor zahlreiche Herausforderungen, da Technologien und damit verbundene Arbeitsmethoden im ständigen Wandel begriffen sind. Damit ändern sich nicht nur die Anforderungen an die Anwendungskompetenz von Lehrenden, Forschenden und Studierenden, sondern auch die Ansprüche an Integrität, Vertraulichkeit sowie Verfügbarkeit und Austausch von Informationen.
Vor diesem Hintergrund hat die Mitgliederversammlung der HRK am 6. November 2018 eine Empfehlung zu „Informationssicherheit als strategische Aufgabe der Hochschulleitung“ verabschiedet. Das Papier besteht aus einer Empfehlung für die Hochschulleitungen und einer Handreichung für die mittlere Leitungsebene. Im ersten Teil wird dargelegt, warum Hochschulen in Lehre, Forschung und Wissenstransfer besonderen Wert auf Informationssicherheit legen sollten und welche Rolle die Hochschulleitung dabei spielt. Die Handreichung bietet eine Orientierungshilfe für die Personen, die an den Hochschulen tatsächlich mit Aufgaben der Informationssicherheit beauftragt werden. Die Kombination beider Teile soll dazu beitragen, sowohl die Relevanz des Themas als auch Ansätze für Umsetzungsmaßnahmen zu vermitteln.
Bereits 2012 hatte die Mitgliederversammlung der HRK eine Entschließung zur Sicherung und Stärkung der Informationskompetenz in der Hochschule verabschiedet. Das Papier mit dem Titel „Hochschule im digitalen Zeitalter: Informationskompetenz neu begreifen – Prozesse anders steuern“ lässt sich wie folgt zusammenfassen:
Die rasanten Veränderungen der Kommunikation und der daraus resultierende soziale und kulturelle Wandel betreffen auch die Hochschulen in besonderer Weise. Viele Hochschulleitungen haben hier bereits reagiert, doch stehen sie weiterhin vor der Herausforderung, auf die Veränderungen zu reagieren und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.
Es bedarf nicht nur einer Harmonisierung des Informationsmanagements und der Informationsinfrastruktur, sondern integrativ auch der Stärkung der Informationskompetenz auf allen Ebenen der Organisation. Da diese Herausforderung das gesamte System Hochschule betrifft, wird der Begriff der Informationskompetenz hier gegenüber seiner herkömmlichen Verwendung deutlich ausgeweitet: Es wird nicht nur die akademische Informationskompetenz betrachtet, die in Lehre und Forschung zum Tragen kommt, sondern auch die organisationsbezogene Informationskompetenz, die sich auf alle hochschulinternen Abläufe bezieht.
Im Einzelnen empfiehlt die HRK:
Informationskompetenz der Studierenden stärken
1. Lehrangebote zur Vermittlung von Informationskompetenz sollten stärker als bisher curricular verankert und möglichst flächendeckend angeboten werden.
2. Die unterschiedlichen, von verschiedenen Akteuren zur Verfügung gestellten Lehrangebote zur Vermittlung von Informationskompetenz sollten mehr als bisher aufeinander abgestimmt und miteinander verschränkt werden.
Informationskompetenz der Lehrenden sichern
3. Die Lehrenden sollten ihre Informationskompetenz ausbauen, um sie den Studierenden überzeugend vermitteln zu können. Sie sollten entsprechende Fortbildungs- und Trainingsangebote im Bereich der Informationskompetenz stärker wahrnehmen, z. B. die der Hochschuldidaktischen Zentren und Medienzentren.
Informationskompetenz in der Forschung ausbauen
4. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sollten ihre forschungsbezogene Informationskompetenz weiter ausbauen, indem sie entsprechende Qualifizierungsangebote annehmen.
5. Es ist notwendig, die Qualifikationsmaßnahmen stärker als bisher in den Curricula der Graduierten- und Postgraduiertenausbildung zu verankern.
6. Die Maßnahmen sollten durch die Gründung von Kompetenznetzwerken ergänzt werden. Es erscheint sinnvoll, für jedes Zukunftsfeld der Forschungsinformation (z. B. Elektronisches Publizieren und Open Access, Virtuelle Forschungsumgebungen) je ein Kompetenznetzwerk zu unterstützen bzw. zu gründen, dessen Koordination bei einer Einrichtung liegt, die mit Blick auf das jeweilige Themenfeld bundesweit eine herausragende Expertise besitzt.
Hochschulinterne Strukturen verändern, Informationskompetenz der Hochschulleitungen unterstützen
7. Die Hochschulleitungen sollten die Strukturen und Prozesse im Rahmen einer hochschulinternen „Governance“ verändern können. Sie sollten ihren Willen, die notwendigen Veränderungen zu implementieren, mit Überzeugungskraft innerhalb der Hochschule kommunizieren, eine Strategie des Informationsmanagements entwickeln und in diesem Rahmen die Stärkung der Informationskompetenz zu einem vorrangigen Ziel der Hochschule erklären.
8. Es erscheint sinnvoll, dass eine Person innerhalb der Hochschulleitung für die Themen „Informationsinfrastrukturen“ und „Stärkung der Informationskompetenz“ verantwortlich und Ansprechpartner ist. Darüber hinaus sollte die Verantwortung über hochschulweit integrierte IT-basierte Prozesse institutionell unmittelbar an die Hochschulleitung angebunden sein.
Dienstleistungen für die Forschung optimieren
9. Um speziell das Management von Forschungsdaten zu verbessern, erscheint es notwendig, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Hochschulbibliotheken und Rechenzentren ihre Kompetenzen in Richtung auf das Profil des „Data Librarian“ bzw. des „Data Curator“ erweitern. Die Hochschulen sollten Lehrangebote einrichten, die dieser Erweiterung Rechnung tragen.
Strukturen aufbauen, Finanzierung sicherstellen
10. Die HRK bietet an, künftig die Rolle einer bundesweiten Koordinatorin für das Handlungsfeld „Informationskompetenz“ in der Wissenschaft zu übernehmen und in dieser Funktion ein Netzwerk aus Hochschulleitungen, Leitungen von Hochschuleinrichtungen wie z. B. Bibliotheken und Rechenzentren sowie Vertreterinnen und Vertretern der Informationswissenschaft zu gründen. Das Netzwerk kann z. B. Impulse geben, wie Informationskompetenz stärker in die Studiengänge integriert werden kann.
11. Um das Zusammenwirken an der Schnittstelle zwischen den Fakultäten bzw. Fachbereichen einerseits und den Bibliotheken und Rechenzentren andererseits zu verbessern und die Informationskompetenz auf beiden Seiten mit dem Ziel einer höheren Forschungsqualität zu optimieren, wird vorgeschlagen, bei der HRK eine Arbeitsgruppe anzusiedeln, die die Prozesse an der o. g. Schnittstelle jeweils mit Blick auf ein bestimmtes Fach in regelmäßigen Zeitabständen begleitet und Vorschläge zur Verbesserung der Zusammenarbeit formuliert.
12. Die Politik in Bund und Ländern wird aufgerufen, ihren Anteil am Aufbau solcher Strukturen zu leisten und entsprechende Maßnahmen finanziell zu unterstützen.
Die Handreichungen der HRK zum Web 2.0 aus dem Jahr 2010 stellen eine wichtige Grundlage der Empfehlung zur Informationskompetenz dar.
Entschließung "Hochschule im digitalen Zeitalter: Informationskompetenz neu begreifen - Prozesse anders steuern " vom 20.11.2012